Sel. Anicet Koplin
und Gefährten

16. Juni

Priester, Märtyrer, I. Orden
* 1875 Preußisch-Friedland,  + 1941 Auschwitz


Anicet Koplin, geboren am 30. Juni 1875 in Preußisch-Friedland, einer Grenzstadt in der damaligen Provinz Westpreußen, in der auch viele Polen wohnten, war der jüngste von zwölf Kindern. Die Eltern waren nicht gerade begütert. Er trat am 23. November 1893 bei den Kapuzinern der Rheinisch-Westfälischen Provinz ein. Nach seiner Priesterweihe war er zunächst Aushilfspater in Dieburg, dann viele Jahre in Werne, Sterkrade und in Krefeld. 1918 erging an ihn der Ruf, sich für die Reorganisation des kirchlichen Lebens und des Ordens in Warschau zur Verfügung zu stellen. Im abgetragenen Habit und mit Sandalen an den bloßen Füßen unterwegs, sah man ihn in den Straßen Warschaus für seine Armen betteln. War er nicht für seine Armen unterwegs, so saß er im Beichtstuhl der Kapuziner in Warschau. Erfuhr er, dass jemand im Sterben lag, so begab er sich zu ihm, um zu trösten und womöglich die Sakramente der Buße und Wegzehrung zu spenden.
1941 wurde Anicet von der Geheimen Staatspolizei der nationalsozialistischen Besatzungsregierung in Warschau festgenommen. Mit zwanzig Mitbrüdern wurde er in das Vernichtungslager Auschwitz gebracht und dort schwer misshandelt. Anicet, der zeitlebens gern den Kreuzweg gebetet und anderen im Tragen ihres Kreuzes geholfen hatte, verband sich nun mit dem leidenden Christus bei seinem Gang zum Tod. Am 16. Oktober warfen ihn die Schergen mit anderen Häftlingen in eine Grube und streuten ungelöschten Kalk über sie, so dass sie an den Verbrennungen qualvoll starben. Anicet Koplin, der selber arm gelebt und sich für die Armen aufgerieben hatte, ist auch in letzter Armut gestorben. Am 13. Juni 1999 wurde er von Papst Johannes Paul II. in Warschau seliggesprochen.

Eröffnungsvers Ps 37,39
Die Rettung der Gerechten kommt vom Herrn,
er ist ihre Zuflucht in Zeiten der Not.

Tagesgebet
Allmächtiger und barmherziger Gott,
mit deiner Hilfe hat der selige Anicet Koplin
die Qualen eines Gefangenenlagers ausgehalten.
Den Armen und Sterbenden war er eine Hilfe,
weil er in dir seine Kraft fand.
Stehe auch uns bei,
dass wir in unserem Leben
für andere da sind, die Hilfe brauchen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.

Lesung 1 Petr 3,14-17
Fürchtet euch nicht vor ihnen, und lasst euch nicht erschrecken!

Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Petrus. -
Wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leiden müsst,
seid ihr seligzupreisen.
Fürchtet euch nicht vor ihnen,
und lasst euch nicht erschrecken,
sondern haltet in eurem Herzen
Christus, den Herrn, heilig!
Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen,
der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt;
aber antwortet bescheiden und ehrfürchtig,
denn ihr habt ein reines Gewissen.
Dann werden die, die euch beschimpfen,
weil ihr in Christus ein rechtschaffenes Leben führt,
sich wegen ihrer Verleumdungen schämen müssen.
Es ist besser, für gute Taten zu leiden,
wenn es Gottes Wille ist,
als für böse.

Antwortpsalm Ps 34,2-9
R All meinen Ängsten hat mich der Herr entrissen. – R
Ich will den Herrn allezeit preisen; *
immer sei sein Lob in meinem Mund.
~ Meine Seele rühme sich des Herrn; *
die Armen sollen es hören und sich freuen. – (R)

Verherrlicht mit mir den Herrn, *
lasst uns gemeinsam seinen Namen rühmen.
~ Ich suchte den Herrn und er hat mich erhört, *
er hat mich all meinen Ängsten entrissen. – (R)

Blickt auf zu ihm, so wird euer Gesicht leuchten, *
und ihr braucht nicht zu erröten.
~ Da ist ein Armer; er rief, und der Herr erhörte ihn. *
Er half ihm aus all seinen Nöten. – (R)

Der Engel des Herrn umschirmt alle, die ihn fürchten und ehren, *
und er befreit sie.
 ~Kostet und seht, wie gütig der Herr ist; *
wohl dem, der zu ihm sich flüchtet! – R

Ruf vor dem Evangelium Vers: Jak 1,12
Halleluja. Halleluja.
Selig der Mensch, der in der Versuchung standhält.
Denn wenn er sich bewährt,
wird er den Kranz des Lebens erhalten.
Halleluja.

Evangelium Joh 12,24-26
Wenn das Weizenkorn stirbt, bringt es reiche Frucht.

✠ Aus dem heiligen Evangelium nach Johannes. -
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Amen, amen, ich sage euch:
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt,
bleibt es allein;
wenn es aber stirbt,
bringt es reiche Frucht. -
Wer an seinem Leben hängt,
verliert es;
wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet,
wird es bewahren bis ins ewige Leben. -
Wenn einer mir dienen will,
folge er mir nach;
und wo ich bin,
dort wird auch mein Diener sein.
Wenn einer mir dient,
wird der Vater ihn ehren. 

Fürbitten

V Auf den Wegen unseres Lebens geraten wir in manche Not. Aber die Prüfung unseres Glaubens bewirkt Ausdauer; sie soll uns zur Vollendung führen. Wir bitten den Herrn um Hilfe und Beistand: Jesus, unser Weg und unser Leben.
A Erbarme dich unser.

- Für alle Gläubigen: Herr, entreiße sie ihrer Not und ihren Ängsten. – Jesus, unser Weg und unser Leben.
- Für alle, die vor einer schweren Entscheidung stehen: Herr, führe sie zur Klarheit. – Jesus, unser Weg und unser Leben.
- Für alle Unglücklichen: Herr, richte sie auf und zeige ihnen den rechten Weg. – Jesus, unser Weg und unser Leben.
- Für die Sterbenden: Herr, öffne ihnen die Pforten des Paradieses und nimm das Opfer ihres Lebens an. – Jesus unser Weg und unser Leben.
- Für uns alle: Herr, stärke uns in der immer neuen Entscheidung für ein Leben aus dem Glauben. – Jesus, unser Weg und unser Leben.

Herr und Gott, lehre uns standhaft und beharrlich zu sein wie der selige Anicet Koplin, damit wir das ewige Leben erlangen. Der du lebst und Leben wirkst in Ewigkeit.
A Amen.

Gabengebet
Allmächtiger Gott,
am Gedenktag des seligen Anicet
bringen wir Brot und Wein zum Altar.
Du hast sein Blutzeugnis
als kostbare Gabe angenommen;
lass auch die Zeichen unserer Hingabe
dir wohl gefallen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Präfation Von den Märtyrern

Kommunionvers
Wenn das Weizenkorn in die Erde fällt und stirbt,
bringt es reiche Frucht.
Christus ist für uns gestorben und auferstanden.
Er schenkt uns Leben in Fülle.

Schlussgebet
Herr, unser Gott,
stärke uns durch die empfangenen Gaben,
wie du den seligen Anicet und seine Gefährten
in ihrem Leben und Leiden gestärkt hast.
Stärke uns in deinem Dienst,
damit auch unser Glaube wachse und sich bewähre.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.

Seltsames Bild eines Seligen: Anicet als Märtyrer

Anhang - "Zirkus" für die Armen

Die Sternstunde im Leben von Pater Anicet schlug, als 1918 an ihn der Ruf erging, sich für die Reorganisation des kirchlichen Lebens und des Ordens in Warschau zur Verfügung zu stellen. Mit Begeisterung nahm er diese Herausforderung an. Polen war nach über hundert Jahren Fremdherrschaft unter den Zaren neu erstanden. Doch die Wirtschaft lag am Boden und mit ihr viele Bettler und ganze Familien. Es gab aber auch einige Superreiche. Anicet machte sich zum Mittler zwischen beiden.
Persönlich anspruchslos, im abgetragenen Habit und mit Sandalen an den blossen Füssen unterwegs, sah man ihn in den Strassen Warschaus. Er bettelte für seine Armen. Was er nur bekommen konnte, steckte er in seine tiefen Manteltaschen: Brot, Wurst, Obst, Süßigkeiten für Kinder. Oft lud er schwere Pakete auf seine Schultern oder schleppte Taschen voller Lebensmittel heim. Von Jugend auf hatte er sich im Gewichtheben geübt. Als es vom Noviziat an hieß, um Mitternacht zum Chorgebet aufstehen, trainierte er vor oder nach dem Beten in seiner Zelle mit Gewichten. Die Ausdauer stärkte seine Muskeln, so dass er außerordentliche Leistungen vollbrachte - zur Freude der Mitbrüder, zugunsten der Armen oder für die Seelsorge. So hob er Tische und Bänke, zeigte auf Festen seine zirkusreifen Kunststücke und ging anschließend mit seinem Käppchen durch die Reihen, um "Lohn" für seine Armen bittend. 

(Leonhard Lehmann)

LESEHORE 

Commune: Mehrere Märtyrer

Zweite Lesung  
Aus der Ansprache von Papst Benedikt XVI. im Konzentrationslager Auschwitz..

Wir werden behandelt wie Schafe,
die man zum Schlachten bestimmt hat.

An diesem Ort des Grauens, einer Anhäufung von Verbrechen gegen Gott und den Menschen ohne Parallele in der Geschichte, zu sprechen, ist fast unmöglich – ist besonders schwer und bedrückend für einen Christen, einen Papst, der aus Deutschland kommt. An diesem Ort versagen die Worte, kann eigentlich nur erschüttertes Schweigen stehen – Schweigen, das ein inwendiges Schreien zu Gott ist: Warum hast du geschwiegen? Warum konntest du dies alles dulden? In solchem Schweigen verbeugen wir uns inwendig vor der ungezählten Schar derer, die hier gelitten haben und zu Tode gebracht worden sind; dieses Schweigen wird dann doch zur lauten Bitte um Vergebung und Versöhnung, zu einem Ruf an den lebendigen Gott, dass er solches nie wieder geschehen lasse.
Wie viele Fragen bewegen uns an diesem Ort! Immer wieder ist da die Frage: Wo war Gott in jenen Tagen? Warum hat er geschwiegen? Wie konnte er dieses Übermaß von Zerstörung, diesen Triumph des Bösen dulden? Die Worte des Psalm 44 kommen uns in den Sinn, die Klage des leidenden Israel: "Du hast uns verstoßen an den Ort der Schakale und uns bedeckt mit Finsternis. Um deinetwillen werden wir getreten Tag für Tag, behandelt wie Schafe, die man zum Schlachten bestimmt hat. Wach auf, warum schläfst du, Herr? Erwache, verstoß uns nicht für immer! Warum verbirgst du dein Gesicht, vergisst unsere Not und Bedrängnis? Unsere Seele ist in den Staub hinabgebeugt, unser Leib liegt am Boden. Steh auf – hilf uns! In deiner Huld erlöse uns!"1 Dieser Notschrei des leidenden Israel an Gott in Zeiten der äußersten Bedrängnis ist zugleich der Notruf all derer in der Geschichte – gestern, heute und morgen –, die um Gottes willen, um der Wahrheit und des Guten willen leiden, und das sind viele, auch heute.
Wir können in Gottes Geheimnis nicht hineinblicken – wir sehen nur Fragmente und vergreifen uns, wenn wir uns zum Richter über Gott und die Geschichte machen wollen. Dann würden wir nicht den Menschen verteidigen, sondern zu seiner Zerstörung beitragen. Nein – im letzten müssen wir bei dem demütigen, aber eindringlichen Schrei zu Gott bleiben: Wach auf! Vergiss dein Geschöpf Mensch nicht! Und unser Schrei an Gott muss zugleich ein Schrei in unser eigenes Herz hinein sein, dass in uns die verborgene Gegenwart Gottes aufwache – dass seine Macht, die er in unseren Herzen hinterlegt hat, nicht in uns vom Schlamm der Eigensucht, der Menschenfurcht und der Gleichgültigkeit, des Opportunismus verdeckt und niedergehalten werde.
Die Machthaber des Dritten Reiches wollten das jüdische Volk als ganzes zertreten, es von der Landkarte der Menschheit tilgen; auf furchtbare Weise haben sich da die Psalmworte bestätigt:
"Wie Schafe werden wir behandelt, die zum Schlachten bestimmt sind."2 Im tiefsten wollten jene Gewalttäter mit dem Austilgen dieses Volkes den Gott töten, der Abraham berufen, der am Sinai gesprochen und dort die bleibend gültigen Maße des Menschseins aufgerichtet hat. Wenn dieses Volk einfach durch sein Dasein Zeugnis von dem Gott ist, der zum Menschen gesprochen hat und ihn in Verantwortung nimmt, so sollte dieser Gott endlich tot sein und die Herrschaft nur noch dem Menschen gehören – ihnen selber, die sich für die Starken hielten, die es verstanden hatten, die Welt an sich zu reißen. Mit dem Zerstören Israels, mit der Schoah, sollte im letzten auch die Wurzel ausgerissen werden, auf der der christliche Glaube beruht und endgültig durch den neuen, selbstgemachten Glauben an die Herrschaft des Menschen, des Starken, ersetzt werden.
Es war mir eine innere Pflicht, auch vor dem Gedenkstein in deutscher Sprache besonders innezuhalten. Die Deutschen, die damals nach Auschwitz-Birkenau verbracht wurden und hier gestorben sind, wurden als Abschaum der Nation hingestellt. Aber nun erkennen wir sie dankbar als die Zeugen der Wahrheit und des Guten, das auch in unserem Volk nicht untergegangen war. Wir danken diesen Menschen, dass sie sich der Macht des Bösen nicht gebeugt haben und so als Lichter in einer dunklen Nacht vor uns stehen. Wir beugen uns in Ehrfurcht und Dankbarkeit vor all denen, die wie die drei Jünglinge angesichts der Drohung des babylonischen Feuerofens geantwortet haben: "Wenn überhaupt jemand, so kann nur unser Gott, den wir verehren, uns retten."3
1 Ps 44,20.23-27
2 Ps 44,23
3 Dan 3,17

Quellenangabe:
Ansprache von Papst Benedikt XVI. im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau am 28. Mai 2006, in: L'Osservatore Romano (deutsch), Jg. 36, Nr. 22 (2. Juni 2006), 7-8.

Responsorium
R Der Herr ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. * Er lässt mich lagern auf grünen Auen.
V Er führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Er stillt mein Verlangen. * Er lässt mich lagern auf grünen Auen.

LAUDES

Benedictus - Antiphon
Selig, die Verfolgung leiden für die Gerechtigkeit; denn ihrer ist das Himmelreich.

Oration
Allmächtiger und barmherziger Gott, mit deiner Hilfe hat der selige Anicet Koplin die Qualen eines Gefan- genenlagers ausgehalten. Den Armen und Sterbenden war er eine Hilfe, weil er in dir seine Kraft fand. Stehe auch uns bei, dass wir in unserem Leben für andere da sind, die Hilfe brauchen. Darum bitten wir durch Jesus Christus.

VESPER

Magnificat - Antiphon
Im Himmel freuen sich die Gerechten, die dem Herrn gefolgt sind. Aus Liebe zu Christus vergossen sie ihr Blut. Nun herrschen sie mit ihm auf ewig.