Sel. Raphael Chylinski
2. Dezember
Priester, I. Orden
* 1694 Wysoczka, + 1741 Lagiewniki
Melchior Chylinski wurde am 6. Januar 1694 in Wysoczka geboren. Nach seiner Ausbildung auf einer Jesuitenschule in Posen und der Ableistung des Militärdienstes trat er in Krakau in den Franziskaner-Minoritenorden ein und nahm den Ordensnamen Raphael an. Im Jahre 1717 wurde er zum Priester geweiht.
Seine Gottesliebe hat er mit der Nächstenliebe verbunden. In der Unterstützung der Armen und Hilfe für die Kranken bewies er großen Mut. Am 2. Dezember 1741 starb er in Łagiewniki bei Łódz in Polen. Raphael Chylinski wurde am 9. Juni 1991 von Papst Johannes Paul II. in Warschau seliggesprochen.
Eröffnungsvers Mt 25,34.36.40
So spricht der Herr: Kommt her, ihr, die ihr von meinem Vater gesegnet seid;
ich war krank, und ihr habt mich besucht.
Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan.
Tagesgebet
Barmherziger Gott,
du hast dem seligen Raphael Chylinski die Gnade geschenkt,
dem demütigen und armen Christus nachzufolgen
und den Kranken und Notleidenden zu dienen.
Gib, dass auch wir nach seinem Vorbild
die Werke der christlichen Barmherzigkeit tun.
Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Lesung 1 Kor 12,31-13,7.13
Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei: doch am größten unter ihnen ist die Liebe.
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther. -
Strebt nach den höheren Gnadengaben!
Ich zeige euch jetzt noch einen anderen Weg,
einen, der alles übersteigt. -
Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete,
hätte aber die Liebe nicht,
wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. -
Und wenn ich prophetisch reden könnte
und alle Geheimnisse wüsste
und alle Erkenntnis hätte;
wenn ich alle Glaubenskraft besäße und Berge damit versetzen könnte,
hätte aber die Liebe nicht,
wäre ich nichts. -
Und wenn ich meine ganze Habe verschenkte,
und wenn ich meinen Leib dem Feuer übergäbe,
hätte aber die Liebe nicht,
nützte es mir nichts. -
Die Liebe ist langmütig,
die Liebe ist gütig.
Sie ereifert sich nicht,
sie prahlt nicht,
sie bläht sich nicht auf.
Sie handelt nicht ungehörig,
sucht nicht ihren Vorteil,
lässt sich nicht zum Zorn reizen,
trägt das Böse nicht nach. -
Sie freut sich nicht über das Unrecht,
sondern freut sich an der Wahrheit.
Sie erträgt alles,
glaubt alles,
hofft alles,
hält allem stand. -
Für jetzt bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;
doch am größten unter ihnen
ist die Liebe.
Antwortpsalm Ps 112,1-6
R Wohl dem, der gütig und zum Helfen bereit ist. – R
Wohl dem Mann, der den Herrn fürchtet und ehrt *
und sich herzlich freut an seinen Geboten.
~ Seine Nachkommen werden mächtig im Land, *
das Geschlecht der Redlichen wird gesegnet. – (R)
Wohlstand und Reichtum füllen sein Haus, *
sein Heil hat Bestand für immer.
~ Den Redlichen erstrahlt im Finstern ein Licht: *
der Gnädige, Barmherzige und Gerechte. – (R)
Wohl dem Mann, der gütig und zum Helfen bereit ist, *
der das Seine ordnet, wie es recht ist.
~ Niemals gerät er ins Wanken; *
ewig denkt man an den Gerechten. – (R)
Er fürchtet sich nicht vor Verleumdung; *
sein Herz ist fest, er vertraut auf den Herrn.
~ Reichlich gibt er den Armen, †
sein Heil hat Bestand für immer; *
er ist mächtig und hoch geehrt. – R
Ruf vor dem Evangelium Vers: vgl. Jos 14,6
Halleluja. Halleluja.
Der Gerechte wächst wie die Lilie,
er blüht vor dem Herrn immer und ewig.
Halleluja.
Evangelium Mt 25,31-40
Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
✠ Aus dem heiligen Evangelium nach Matthäus. -
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt
und alle Engel mit ihm,
dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.
Und alle Völker werden vor ihm zusammengerufen werden,
und er wird sie voneinander scheiden,
wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.
Er wird die Schafe zu seiner Rechten versammeln,
die Böcke aber zur Linken. -
Dann wird der König denen auf der rechten Seite sagen:
Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid,
nehmt das Reich in Besitz,
das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist.
Denn ich war hungrig,
und ihr habt mir zu essen gegeben;
ich war durstig,
und ihr habt mir zu trinken gegeben;
ich war fremd und obdachlos,
und ihr habt mich aufgenommen;
ich war nackt,
und ihr habt mir Kleidung gegeben;
ich war krank,
und ihr habt mich besucht;
ich war im Gefängnis,
und ihr seid zu mir gekommen. -
Dann werden ihm die Gerechten antworten:
Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen
und dir zu essen gegeben,
oder durstig
und dir zu trinken gegeben?
Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen
und aufgenommen,
oder nackt
und dir Kleidung gegeben?
Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen
und sind zu dir gekommen? -
Dann wird der König ihnen antworten:
Amen, ich sage euch:
Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,
das habt ihr mir getan.
Fürbitten
V Zu Gott, dem Spender aller Gaben, bringen wir unsere Bitten für die Menschen auf der ganzen Welt:
V/A Wir bitten dich, erhöre uns.
- Wir beten für die Kirche: dass sie in den Herzen der Menschen den Glauben und die Liebe zu Christus aufwecke.
- Wir beten für Papst N.: dass er durch seinen Dienst an der Kirche und der Welt den Menschen gegenseitige Versöhnung und Liebe bringe.
- Wir beten für die Priester: dass sie durch ein waches Herz für das Leid der anderen den Notleidenden Hilfe bringen.
- Wir beten für die Regierenden: dass sie sich für Gerechtigkeit und Frieden einsetzen.
- Wir beten für die hier versammelte Gemeinde: dass der Dienst an den Notleidenden zum Ausdruck unserer Gottesliebe werde.
- Wir beten für unsere verstorbenen Eltern, Angehörigen und Wohltäter: dass sie in Frieden die Freude des Himmels erwarten können.
V Allmächtiger, ewiger Gott, du kennst die Bedürfnisse und Sorgen der Menschen. Erhöre unsere Bitten und gib, dass wir dir vertrauen und von dir alles erwarten. Durch Jesus Christus, unseren Herrn.
A Amen.
Gabengebet
Allmächtiger Gott,
nimm die Gaben an,
die wir am Gedenktag des seligen Raphael darbringen.
Gib, dass wir nach seinem Beispiel festhalten
an der Liebe zu dir und zu den Menschen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Präfation Von den Hirten der Kirche
Kommunionvers Joh 13,35
Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid:
wenn ihr einander liebt, wie ich euch geliebt habe.
Schlussgebet
Allmächtiger Gott,
du hast uns durch dieses Sakrament gestärkt.
Hilf uns, nach dem Beispiel des seligen Raphael zu leben,
dich zu ehren
und deinem Volk mit großer Liebe zu dienen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.
LESEHORE
Commune: Hirten der Kirche
Zweite Lesung
Aus der Homilie von Papst Johannes Paul II. bei der Seligsprechung von Raphael Chylinski.
Soziale Dimension der Liebe.
Das Gebot der Liebe hat im Evangelium auch seine soziale Dimension. Christus spricht: "Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt"1, dass ihr einander sozial liebt.
Das Zweite Vatikanische Konzil lehrt: "Der Mensch ist in der Welt das einzige Geschöpf, das Gott um seiner selbst willen erschaffen hat. Und zugleich, dieser Mensch – Gottes Bild und sein Ebenbild – verwirklicht sich selbst nicht anders als nur durch die aufrichtige Hingabe seiner selbst."2
Ich will Euch heute, Brüder und Schwestern, einen zusätzlichen Ansporn zu so einer Liebe hinterlassen, die Gott sich ganz schenken möchte und den Nächsten wie sich selbst liebt. In dieser heiligen Messe wurde ein Franziskaner-Minorit seliggesprochen, Pater Raphael Chylinski. Er war ein Mensch des Gebetes und zugleich hatte er ein großes Herz für die Armen. Als im Jahre 1736 in Krakau eine Epidemie ausbrach, widmete er sich ganz den Kranken und versah alle Dienste, ohne auf sich selbst zu achten. Mit der Hingabe diente er den Armen, den durch die Epidemie Infizierten, allen, die zu seinem Kloster in Lagiewniki kamen; und wenn er nichts mehr hatte, verschenkte er seine eigene Portion Brot oder seinen eigenen Mantel. Kurz nach seinem Tod wurde der Seligsprechungsprozess eröffnet, der aber durch die Zeit der Polenteilung unterbrochen wurde.
Die Tatsache, dass durch eine so lange Zeit die Erinnerung an seine Heiligkeit nicht verlorenging, ist ein Zeugnis dafür, dass Gott darauf warten wollte, dass sein Diener erst im freien Polen seliggesprochen werden konnte.
Als ich seinen Lebenslauf las, habe ich intensiv daran gedacht. Sein Leben ist mit der sächsischen Zeit verbunden, und wir wissen, dass es traurige Zeiten für Polen waren, nicht nur aus der politisch-geschichtlichen Sicht der Ersten Republik, sondern auch aus der Sicht der Gesellschaftsmoral.
Pater Raphael wählte den Weg des armen Sohnes des heiligen Franziskus. Sein verinnerlichtes Leben, in Christus verborgen, war ein Protest gegen dieses selbstzerstörende Bewusstsein, gegen diese Haltung und dieses Handeln der adeligen Gesellschaft in den damaligen Sachsenzeiten, von denen wir wissen, wie sie geendet haben. Und warum werden wir heute von der göttlichen Vorsehung daran erinnert? Warum ist erst jetzt dieser Prozess durch alle Zeichen auf der Erde und im Himmel gereift, dass wir Pater Raphael seligsprechen können? Antwortet selbst auf diese Frage. Denken wiralle darüber nach, was für eine Aussage diese Seligsprechung im Jahr des Herrn 1991 hat.
1 Joh 15,12
2 Vgl. 2. Vatikanisches Konzil, Pastorale Konstitution "Gaudium et Spes" über die Kirche in der Welt von heute, Nr. 24.
Quellenangabe:
Aus der Predigt von Papst Johannes Paul II. am Tag der Seligsprechung von Raphael Chylinski, in: AAS 84 (1992) 377-381.
Oder Auswahllesung:
Aus einer Predigt des heiligen Bonaventura über die Barmherzigkeit.
Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist.
Unser Herr Jesus Christus wollte uns nach der Richtschnur der göttlichen Güte zu den Werken der Barmherzigkeit und Liebe hinführen, indem er sagte: "Seid barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist."1
Barmherzigkeit macht reich an Verdienst, indem sie die Gaben der Gnade vermehrt. Im Buch der Sprichwörter heißt es: "Auf Zinsen leiht dem Herrn, wer sich des Armen erbarmt."2 Wie nämlich jemand durch Wucher schnell an zeitlichen Gütern reich wird, so wird jemand durch Barmherzigkeit reich an geistlichen Gütern.
Die Barmherzigkeit ist eine Tugend, die Zeitliches und Geistliches vervielfacht und an einen erhabenen, herrlichen Ort hinaufhebt. Jesus Sirach sagt: "Jede Barmherzigkeit bereitet einen Ort entsprechend ihren Werken."3 Jede Barmherzigkeit ist in ihren sieben Werken enthalten, die jedem nach dem Maß, in dem er sie ausübt, einen Platz in der Herrlichkeit bereitet, voll vom Reichtum Gottes. Die sieben Werke der Barmherzigkeit sind in diesen Worten zusammengefasst: Besuchen, tränken, nähren, loskaufen, bekleiden, aufnehmen, bestatten.
Der vollkommen Barmherzige muss also Kranke besuchen, Hungernden zu essen und Dürstenden zu trinken geben, Gefangene loskaufen, Nackte bekleiden, Fremdlinge aufnehmen und Tote bestatten.
Sechs dieser Werke stammen aus dem Evangelium nach Matthäus: "Ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mich bekleidet; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen."4 Das siebte Werk der Barmherzigkeit, nämlich Tote begraben, findet sich im Buch Tobit.5
Die Barmherzigkeit beseligt mit dem Siegespreis, indem sie zur Freude des Lebens hinführt. Im Buch der Sprichwörter heißt es: "Wer zur Barmherzigkeit geneigt ist, wird gesegnet werden, denn er hat von seinen Broten dem Armen gegeben."6 Weil der Mensch, der sich zum Erbarmen neigt, von seinem Brot dem hungernden Armen gegeben hat, wird er Ehre und Herrlichkeit erlangen. Er wird gesegnet werden mit jenem Segen, von dem es bei Matthäus heißt: "Kommt, ihr Gesegneten meines Vaters, nehmt das Königreich in Empfang, das von Anbeginn der Welt bereitet ist. Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben."7 Bei Matthäus heißt es nämlich auch: "Selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen."8
1 Lk 6,36 2 Spr 19,17
3 Vgl. Sir 16,14 4 Mt 25,35-36
5 Vgl. Tob 2,7 6 Spr 22,9
7 Mt 25,34-35 8 Mt 5,7
Quellenangabe:
Sancti Bonaventurae Sermones Dominicales, cura I. G. Bougerol, Grottaferrata 1977, Sermo 28, S. 328-333; Nr. 1.8-9.
Responsorium
R Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen. * Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
V Wer Erbarmen hat mit dem Elenden, leiht dem Herrn.*Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
Laudes
Benedictus - Antiphon
Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr einander liebt.
Oration
Barmherziger Gott, du hast dem seligen Raphael Chylinski die Gnade geschenkt, dem demütigen und armen Christus nachzufolgen und den Kranken und Notleidenden zu dienen. Gib, dass auch wir nach seinem Vorbild die Werke der christlichen Barmherzigkeit tun. Darum bitten wir durch Jesus Christus.
Zur Vesper
Magnificat - Antiphon
Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, nehmt das Reich in Besitz, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist.