Sel. Thomas von Olera
4. Mai
Ordensmann, I. Orden
* 1563 Olera, + 1631 Wien
Thomas wurde 1563 in Olera (sprich Oléra), Bergamo, geboren. Im Alter von 17 Jahren verließ er seine Familie und seine Herden und wurde von den venezianischen Kapuzinern aufgenommen. Als Laienbruder und durch 50 Jahre als einfacher Sammelbruder (zuerst im Gebiet der Republik Venedig, dann in den Gebieten der Habsburger) zeichnete er sich durch Eifer für die katholische Religion und das geweihte Leben aus.
Er war geistlicher Lehrer von Bischöfen und von Regierenden, wie auch von beschaulichen Ordensfrauen und Leuten aus dem Volk. Während der Zeit seiner Ausbildung wurde er auch im Schreiben unterrichtet; er schrieb wie im Trance zusammenhängend nach seiner Aussprache, ohne Zwischenräume oder Interpunktion. Seine zahlreichen Schriften erweisen ihn als einen Sänger der Immaculata, einen Mystiker des Herzens Jesu und der reinen Liebe Gottes sowie einen Vorläufer der Herz-Jesu-Verehrung, wie sie später 1673 durch die Visionen der heiligen Margareta Maria Alacoque verbreitet wurde.
Der "heilige Bruder von Tirol" starb am 3. Mai 1631 im Kapuzinerkloster Innsbruck. Am 21. September 2013 wurde er im Auftrag von Papst Franziskus in Bergamo seliggesprochen.
Eröffnungsvers Ps 78,3-4
Was wir hörten und erfuhren, was uns die Väter erzählten,
das wollen wir dem kommenden Geschlecht erzählen:
die ruhmreichen Taten und die Stärke des Herrn,
die Wunder, die er getan hat.
Tagesgebet
Gott, du Vater aller guten Gaben,
du hast das Wirken des seligen Thomas von Olera
mit Liebe erfüllt.
Gewähre uns, seinem Beispiel zu folgen
und dir in Einfachheit und Treue zu dienen,
um der Welt die grenzenlose Liebe Jesu zu bezeugen,
der in der Einheit des Heiligen Geistes
mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.
Lesung Am 8,4-7
Worte gegen jene, die um Geld die Hilflosen kaufen.
Lesung aus dem Buch Amos. -
Hört dieses Wort, die ihr die Schwachen verfolgt
und die Armen im Land unterdrückt. -
Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei?
Wir wollen Getreide verkaufen.
Und wann ist der Sabbat vorbei?
Wir wollen den Kornspeicher öffnen,
das Maß kleiner und den Preis größer machen
und die Gewichte fälschen.
Wir wollen mit Geld die Hilflosen kaufen,
für ein paar Sandalen die Armen.
Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld. -
Beim Stolz Jakobs hat der Herr geschworen:
Keine ihrer Taten werde ich jemals vergessen.
Antwortpsalm Ps 112,1-8
R Gelobt sei der Herr, der den Armen erhöht. – R
Lobet, ihr Knechte des Herrn, *
lobt den Namen des Herrn!
~ Der Name des Herrn sei gepriesen *
von nun an bis in Ewigkeit. – (R)
Der Herr ist erhaben über alle Völker, *
seine Herrlichkeit überragt die Himmel.
~ Wer gleicht dem Herrn, unserm Gott, der in der Höhe thront, *
ihm, der hinabschaut in die Tiefe. – (R)
Er hebt den Schwachen empor aus dem Staub *
und erhöht den Armen, der im Schmutz liegt.
~ Er gibt ihm einen Sitz bei den Edlen, *
bei den Edlen seines Volkes. – R
Ruf vor dem Evangelium Vers: vgl. 2 Kor 8,9
Halleluja. Halleluja.
Jesus Christus, der reich war, wurde euretwegen arm,
um euch durch seine Armut reich zu machen.
Halleluja.
Evangelium Lk 16,10-13
Ihr könnt nicht zugleich Gott dienen und dem ungerechten Reichtum.
✠ Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas. -
Jesus sagte zu seinen Jüngern:
Wer in den kleinsten Dingen zuverlässig ist,
der ist es auch in den großen,
und wer bei den kleinsten Dingen Unrecht tut,
der tut es auch bei den großen. -
Wenn ihr im Umgang mit dem ungerechten Reichtum
nicht zuverlässig gewesen seid,
wer wird euch dann das wahre Gut anvertrauen?
Und wenn ihr im Umgang mit dem fremden Gut
nicht zuverlässig gewesen seid,
wer wird euch dann euer wahres Eigentum geben? -
Kein Sklave kann zwei Herren dienen;
er wird entweder den einen hassen und den andern lieben,
oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten.
Ihr könnt nicht beiden dienen,
Gott und dem Mammon.
Fürbitten
V Liebe Brüder und Schwestern, gemeinsam mit allen Heiligen im Himmel lasst uns zu Gott, dem barmherzigen Vater beten:
V/A Wir bitten dich, erhöre uns.
- Für die Kirche in allen Ländern auf dem weiten Erdenrund, dass sie durch das Beispiel tiefgläubiger Hingabe und einfachen Vertrauens erstarke.
- Für die getrennten christlichen Kirchen: Vertiefe die Sehnsucht nach Einheit und sende Männer und Frauen, die dies bezeugen und bewirken.
- Für den Frieden zwischen den Völkern, um wachsende Gerechtigkeit und gegenseitige Achtung.
- Für alle kranken und notleidenden Menschen, dass sie im geöffneten Herzen des Erlösers Zuflucht und Trost finden.
- Für die jungen Menschen, die vor großen Entscheidungen für ihre Zukunft stehen, um Weitsicht und einen klaren Blick.
V Groß sind deine Werke, Herr, und wunderbar sind deine Wege. Du offenbarst dich gerne in den geringen und einfachen Gläubigen, deren Herz in Liebe brennt. Dir sei Lob, Dank und Ehre in Ewigkeit.
A Amen.
Gabengebet
Gott und Vater,
nimm die Gaben an, die wir zu deinem Altar bringen.
Schenke sie uns neu im Sakrament des Heils,
auf das wir als deine Kinder vertrauen.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Präfation von den Ordensleuten.
Kommunionvers Ave verum
Sei gegrüßt, wahrer Leib,
geboren von Maria, der Jungfrau.
Du hast wahrhaft gelitten
und wurdest am Kreuz für die Menschen geopfert.
Aus deiner durchbohrten Seite flossen Wasser und Blut:
Sei uns ein Vorgeschmack des Himmels
in der Prüfung des Todes!
Schlussgebet
Herr und Gott,
du hast dein Volk mit dem heiligen Sakrament.
Wirke in uns mit deiner Kraft,
damit das Geschenk der reinen Liebe
unser Leben im Alltag forme.
Darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn.
Zwei theologische Schwerpunkte des Mystikers Bruder Thomas von Bergamo
wirkten hinein in die Spiritualität der barocken Epoche.
1. Die absichtslose unendliche Liebe Gottes (amore disinteressato) durchströmte das ganze Leben und Wirken des armen Sammelbruders in gewaltiger Strahlkraft.
2. Die Herz-Jesu-Verehrung geht schon 50 Jahre vor der hl. Margareta Maria Alacoque auf den Kapuziner mit dem glühenden Herzen zurück, wobei der Sühnegedanke noch von der alles durchglühenden Liebe Gottes bedeckt bleibt.
LESEHORE
Commune: Ordensleute
Zweite Lesung
Aus den Schriften des seligen Thomas von Olera.
Meditation über das Herz Jesu.
O heiligstes Herz meines über alles geliebten Herrn, ich wende mich an dich und mit dir wird meine Seele besinnlich und ruhig, o geliebtes Herz, meine Zuflucht, mein Tröster. O du Herz meines Gottes, in dem deine heilige Seele Sitz und Stand hatte, Glied mitten im Leib meines Erlösers, Herz, durch die Allmacht Gottes geformt und erfüllt von demselben Gott.
Das Herz war immer das eigentliche Ziel: so erlitt die Menschheit Christi nie einen Schmerz, nicht einmal den geringsten, der nicht weiterwirkte und schließlich das Herz des Herrn verwundete. Indem die erhabenste und göttliche Menschheit Christi in allen ihren Gliedern litt, litt gerade das Herz Christi in unvergleichbarer Weise, denn alle Schmerzen der Glieder des leidenden Christus schickten sich an, jenes leiderfüllte Herz noch mehr zu verletzen.
Meine Seele, wenn du die harte und grausame Leidensgeschichte unseres geliebten Herrn von außen betrachtest, beherzige auch innerlich das Leiden deines geliebten Gottes, jedoch im Besonderen betrachte jenes verängstigte Herz. Und wenn du Tränen weinst und vergießt ob des äußeren Leidens des Herrn, weine mit deinen inneren Augen blutige Tränen über das innere Leiden deines Herrn.
Ich bete dich an, o Herz meines Jesus, ich preise dich in Ewigkeit und nehme mir bei Tag und Nacht vor, dich zu betrachten und für mich eine neue Leidensgeschichte zu erleben.
Und du, o sündiger Mensch, verkehrten Sinnen hingegeben, willst du dich nicht bekehren wegen des aus den Adern deines geliebten Christus vergossenen Blutes? Bekehre dich wenigstens wegen des Blutes und Wassers, das aus seinem kostbaren Herzen vergossen wurde. Betrachte immer wieder jenes geöffnete Herz, verbirg dich in ihm, mach aus ihm deine Kammer, denn jenes Herz konnte alle Heiligen des Himmels verstehen und es versteht auch alle seine Diener, die noch auf Erden sind.
Die Lanze öffnete die Brust und durchbohrte das Herz: zwei Ströme der Zuwendung und Liebe flossen daraus hervor, so dass jeder Gerechte und Freund Gottes von seiner Liebe trinken kann, so dass auch die Sünder das vergossene Blut der Barmherzigkeit und das süße Wasser seiner Liebe trinken können. Ach, wer doch jenes offene Herz hätte sehen können sowie auch das Blut und das Wasser, das daraus hervorfloss. Das war wie zwei Ströme, die hervorbrachen, ein Strom der Barmherzigkeit, und das war das Blut, zu dem jeder Sünder gehen konnte und es noch kann, in der Hoffnung auf sichere Vergebung. Dann war noch der Strom des Wassers, zu dem wahrhaftig jeder gläubige Freund Gottes gehen konnte und dies immer noch kann, in der Hoffnung, die Gnade und die Vollkommenheit zu erlangen und zu mehren.
Quellenangabe:
Tommaso da Olera, Scritti II: Scala di perfezione, edizione critica a cura di Alberto Sana, Brescia 2010, 150-161 (Auswahl).
Responsorium
R In seiner Macht kann Gott alle Gaben über euch ausschütten, sodass ihr genug habt, um anderen Gutes zu tun. * Einen fröhlichen Geber liebt Gott.
V Singt dem Herrn ein neues Lied; denn er hat wunderbare Taten vollbracht. * Einen fröhlichen Geber liebt Gott.
Oration
Gott, du Vater aller guten Gaben, du hast das Wirken des seligen Thomas von Olera mit Liebe erfüllt. Gewähre uns, seinem Beispiel zu folgen und dir in Einfachheit und Treue zu dienen, um der Welt die grenzenlose Liebe Jesu zu bezeugen, der in der Einheit des Heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit.

Thomas von Olera hatte wesentlichen Einfluss auf den Arzt und Wissenschaftler Hippolyt Guarinoni, der u.a. zum Bau der eigenwilligen und schönen Karlskirche in Volders führte (Servitenkirche mit Kloster).

Thomas' Geburtshaus mit der wohl schon 1296 daran angebauten Kirche Santissima Trinità
"Was Tommaso mit fliegender Feder niederschrieb, war nicht das Resultat theologischer Reflexion und gelehrten Bemühens; es war Intuition, "simplex intuitus veritatis", Wiedergabe von Erleuchtung und des Eintauchens in die Welt Gottes. Wir begegnen einem in der Liebe trunken Gewordenen, einem "innamorato", den schon seine Mitnovizen einen "feuerspeienden Berg" nannten und der an das Wort erinnert: "Wer mir nahe kommt, kommt dem Feuer nahe". Sein schriftliches Erbe liegt nun in beispielhafter und mustergültiger Edition wenigstens teilweise vor" (Ildefons Fux, Roggendorf).